Quickborn-Lieder

Drei sehr unterschiedliche „Quickbornlieder“: Das „Quickbornlied“ , das Klemens Neumann 1914 vertonte, zwei ergänzende Strophen zu Manfred Hausmanns „Wie hat uns die Burg verbunden“ und eine „Quickborn-Ballade“


Quickbornlied

Melodie: Klemens Neumann
Text Franz Fritsch

Wo aufwärts zur Sonne die Lerche sich schwingt,
wo hell aus dem Felsen der Quickborn entspringt,
kommt, Brüder, dort lagert euch mit uns im Kreise,
trinkt mit von dem Borne, singt mit unsre Weise:
Wir sind Abstinenten, frisch, fromm, frei!
Laßt andre nur spotten, was ist denn dabei?

Die Angst vor dem Lachen, die kennen wir nicht.
Wir blicken dem Spötter getrost ins Gesicht.
Wir wissen doch selbst, was wir lassen und wollen!
Es mögen die andern nur trinken und tollen,
wir blicken nicht scheel auf den alten Brauch,
doch Freiheit für uns, die verlangen wir auch!

Wir beugen uns nimmer dem törichten Zwang,
beständig zu trinken nach Sitt‘ und Komment.
Wir fragen nicht ewig: Was meinen die Leute?
Nein, los von dem Gestern, frisch auf für das Heute.
Heraus aus dem Nebel! – Der Wahn zerbricht!
Zur Freiheit wir wandern ins sonnige Licht!

 

Auf einsamen Höhen erblüht unsere Kraft,
dort trinken den Mut wir, der Helden erschafft.
Der Rauschtrank vergiftet das Edele, Feine,
zerrüttet den Willen und nährt das Gemeine.
Drum Kampf mit dem Feinde! Uns hilft Gott!
So müssen wir siegen – trotz Lügen und Spott!

Und Liebe! – Im Kampfe um Freiheit und Licht,
ihr Brüder, die Liebe vergessen wir nicht!
Der Feind schlug zu viel schon verheerende Wunden,
davon nur durch Liebe die Welt kann gesunden.
Die Liebe lehrt opfern auf dornigem Pfad.
Mit Gott für die Brüder! – Wir wagen die Tat!

Ja, Freiheit und Kraft mit der Liebe im Bund,
die quellen empor aus des Quickbornes Grund.
Nun, lockt nicht auch dich dieses Leuchten und Blinken?
Willst, Bruder, nicht auch mit uns schöpfen und trinken? –
Komm! Juble mit uns in des Lebens Mai:
Heil, Quickborn, du lieber! Dir bleiben wir treu.

Nach einer Veröffentlichung des Gedichtes von Franz Fritsch in der Zeitschrift „Quickborn“ erschien es mit den Noten von Klemens Neumann und dem Hinweis „Frisch im Marschtempo“ 1914 im Anhang von Klemens Neumanns Liederbuch „Quickborn=Lieder“. Das Lied wurde zum ersten Mal gesungen beim Gautag der schlesischen Quickbornerinnen und Quickborner im Mai 1914 in Neiße. Klemens Neumann übernahm es später nicht in den Spielmann.


Wie hat uns die Burg verbunden

Melodie: Robert Götz,
Text: Strophen 1 bis 3: Manfred Hausmann
Strophen 4 und 5: Meinulf Barbers für das Bundesund Burgfest 1959

Wie hat uns die Burg verbunden,
unvergessen jeder Tag,
unvergessne Abendstunden,
da das Land im Traumlicht lag.

Lieder, die wir hier gesungen,
Fragen, die wir hier gefragt,
und was immer mitgeklungen
ungefragt und ungesagt.

Lasst es uns getreu bewahren,
all das tiefe Überein!
Wer wie wir das Glück erfahren,
kann nie wieder glücklos sein.

 

Wen hier Gottes Geist getroffen,
wem hier tief das Herz geglüht,
der wird glauben, lieben, hoffen,
wenn er wieder heimwärts zieht.

Und Burg Rothenfels soll leben,
diese Burg, die Menschen eint,
die so vieles uns gegeben,
wo uns Gottes Sonne scheint.

 

 


Quickborn-Ballade

Melodie:  nach Ralf Bendix: „Mit vierzehn Jahren fing er als Schiffsjunge an…Sie hieß Mary Ann und war sein Schiff“;
letzte drei Zeilen Melodie:  „Und in dem Schneegebirge“;
Text vom damaligen Bundesführer der Quickborn-Jungengemeinschaft Meinulf Barbers
für das Bundes- und Burgfest 1959, leicht überarbeitet für das Fest Pfingsten 1979

Vor siebzig Jahren fing er als Quickborner an
und der Bund formte ihn zum wackeren Mann.
Es gab so viele Bünde, so klein und so groß,
doch der sprudelnde Quickborn, der ließ ihn nicht los.

Es war neunzehnneunzehn in Rothenfels,
da ergriff  ihn der Liebe zarter Schmelz:
Er erblickte dort eine liebliche Maid
im handgewebeten Eigenkleid.

Er hieß sie „Feinsliebchen“ und sie war ein Pfiff
Und die Abstinenz war ihr Lebensbegriff –
Mit Haaren so schwarz und mit Augen so blau,
so gerade die richtige Quickborner-Frau.

Es dauerte nur noch gerade zehn Jahr
bis zum Burgkapellen-Traualtar.
Sie liebten sich beide immer mehr, immer mehr,
und auch den Quickborn, den lieben, liebten sie sehr.

Denn der Bund hatte sie zusammengeführt,
der Bund hatte ihre Herzen gerührt
und sie hatten auch immer gefunden,
dass auch der Quickborn sie letztlich verbunden.

Es gingen nun viele Jahre ins Land
Und ein böser Krieg ist vorübergerannt.
Wir hatten schon lange nichts von ihnen gehört,
doch wir wussten, dass  er noch auf Quickborn schwört.

Neunundvierzig auf der Burg trafen wir ihn an.
Er saß im Burghof und sang und sann.
Ihre Kinder hatten sie mitgebracht –
Ich weiß nicht: waren es sechs oder acht?

Sie waren jedenfalls kernig gesund
Und die Älteren führten schon Gruppen im Bund;
Besonders das Jüngste war ein goldiger Spatz,
trug ein Sonnenkreuz auf dem Schlabberlatz!

Neunundfünfzig wurde er pensioniert,
damit es ihn öfter nach Rothenfels führt,
der Burg, der sie sich so ganz ergeben,
der Burg, die ihnen Freiheit bedeutet und Leben.

Neunundsechzig sah’n wir den alten Mann,
als er wieder neu zu kämpfen begann:
Er sah die Burg seiner Träume bedroht,
der rote Fels wirkte ihm plötzlich zu rot.

Doch dann hat er eifrig mitdiskutiert
Und Menschen verstanden, die ihn irritiert –
Und neunundsiebzig steht er noch immer hier,
Burg Rothenfels, junge Burg, er steht zu dir.

Er blickt zurück auf viel Gnade, viel Streit
Und den Dienst, zu dem er immer bereit.
Sein Haar ist grau, seine Hand, sie zittert,
doch das Leben hat ihn nicht verbittert.

Er hatte ja ein Ziel, dem blieb er treu:
Dem Quickborn, dem lieben, tandaradei!
Der Bund schenkte ihm viel Begegnung und Freud‘,
drum hatt‘ er auch ihm sein Leben geweiht.

Heuer Silvester steht er im Feuerkreis
Und singt dem Quickborn zum Lob und Preis
Und singt mit großem Schwung:
„Wir sind nicht alt geworden,
wir sind nicht alt geworden.“