Die Tagungen des Quickborn-Arbeitskreises

Silvestertagung

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei, es ist der 28. Dezember, ich bin zur Silvestertagung auf die Burg Rothenfels eingeladen. Neugierig, gespannt und ein wenig aufgeregt betrete ich zum ersten Mal die Burg. Ein eigentümlicher Zauber umfängt mich: Lachende Gesichter, von allen Seiten ein „Hallo!“, eine offenherzige und starke Gemeinschaft empfängt mich.

Generationsübergreifend, ökumenisch, sprudelnd und in bunter Vielfalt erlebe ich ein Begegnungs-Abenteuer mit Tiefgang: Inhaltliche Vorträge und Diskussionen, Kreativkreise, angeboten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, in denen kleine Kostbarkeiten entstehen oder zum kreativ Werden eingeladen wird, Meditationen und Gottesdienste, aufwändig inhaltlich und musikalisch gestaltet; dazwischen der Besuch im selbstorganisierten Burgcafé und abends Zeiten der Begegnung und Ausklang im Keller.

Legendär sind die abendliche Märchenstunde, an denen schon längst nicht mehr nur Kinder teilnehmen und der Jahresausklang in der Kapelle, an dessen Ende Dietrich Bonhoeffer steht: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“

Das Format hat sich über Jahrzehnte bewährt. Jahr für Jahr füllen ca.250-300 Kinder, Jugendliche und Erwachsen bis zum 4. Januar die Burg, setzen sich mit verschiedenen kirchlichen, religiösen und gesellschaftlichen Themen auseinander und lassen sich inspirieren. Viele engagieren sich, fassen mit an und bringen ihre Talente ein; so ermöglichen sie diese Vielfalt.

Für viele Quickborner ist die Silvestertagung auf der Burg Rothenfels Höhepunkt des Jahres. Das Wiedersehen der bekannten Gesichter mischt sich dabei mit der Freude und dem herzlichen Willkommen der neuen Gesichter. (Christopher Maaß)

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Jugendtagungen des Quickborn-Arbeitskreises

Seit 1977 organisiert der Quickborn-Arbeitskreis neben der großen Silvestertagung auch eine kleinere „Tagung für junge Leute“, die jedes Jahr in der Woche nach Ostern stattfindet. Zu Beginn trafen sich die Jugendlichen zu diesen Werkwochen ebenfalls auf Burg Rothenfels und behandelten sowohl kirchliche als auch weltliche Themen wie beispielweise „Anders leben, damit andere überleben“, „Frieden halten und schaffen“ oder „Judentum – unsere Verantwortung für die Versöhnung“.

Mit dem Senklerhof wurde 1994 ein neuer Tagungsort für die Osterwerkwochen gewählt. Der Hof liegt in der Gemeinde St. Märgen im Schwarzwald und ist ein Selbstversorgerhaus. Das tägliche Holzhacken und -sägen, um die Heizöfen zu befeuern, sowie eigenständiges Kochen und Putzen ergänzen seither das Wochenprogramm und ermöglichen den Jugendlichen ein intensives Gemeinschaftserleben. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehören die Weltreligionen, sowie verschiedene Themen aus Politik und Gesellschaft („Gender Mainstream“, „Sucht“, "Freizeitstress", "Schlaf" u.v.m). Die isolierte Lage des Senklerhofes lädt außerdem zu Wanderungen in der Umgebung und dem allabendlichen Lagerfeuer ein.

Als 2015 aufgrund steigender Teilnehmerzahlen die Bettenkapazität erschöpft war, wurde mit dem Haus St. Benedikt in Nordrach eine gute Alternative gefunden, sodass die Ostertagungen der Jugendlichen auch weiterhin unter ähnlichen Rahmenbedingungen stattfinden können. (Pia Huber)

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Himmelfahrtstagung / Tagung für (junge) Familien und (junge) Erwachsene

Die Idee für diese Tagung entstand aus dem Bedürfnis, sich intensiver als es auf der Silvestertagung möglich ist, mit Themen junger Erwachsener zu beschäftigen. So fand Anfang Juni 1988 die erste Tagung statt. Zunächst war es eine Gruppe junger Erwachsener, bis im Laufe der Jahre die Kinder dazu kamen und mehr und mehr eine Tagung für junge Familien entstand. Mittlerweile sind aus den Kindern Jugendliche geworden, die auch wieder an dieser Tagung teilnehmen. So wurde aus den „jungen Familien“ nur noch „Familien“.

Der besondere Flair dieser Tagung liegt auch an der Jahreszeit: Burg im Frühling, manchmal auch schon fast sommerliche Temperaturen. Eingeladen wird ein/e Referentin, die das Tagungsthema gestaltet. Viele intensive Gespräche, auch mit den Referenten, sind möglich. Die Kinder erleben die Burg in der Zeit als großen Spielplatz: bisher ist (fast) jedes Kind beim Spaziergang am Main auch in diesem gelandet… ganz wichtig ist auch das Lagerfeuer und das mit viel Geduld und Hingabe selbst gebackene Stockbrot.

So bleibt auch viel Freiraum, um mit den anderen Teilnehmenden die Zeit auf der Burg zu genießen. Sei es Volleyball spielen, stricken, Kräuter sammeln oder das gemeinsame Singen pflegen: einfach die Seele baumeln lassen! Abends vor dem Amtshaus stehen und den Käuzchen zu hören oder der Nachtigall…

Eine Meditation und Gottesdienste runden das Ganze ab. Die abendliche Märchenstunde ist ein Erlebnis für „Klein und Groß“. Wichtig sind auch die Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. Viele der Teilnehmenden besuchen seit langer Zeit die Burg, kennen aber wenig vom „Umland“.

In besonderer Erinnerung sind für viele Teilnehmer zwei Tagungen geblieben. „Islam“ und „Judentum“. Die beiden Referenten, ein Muslim und ein Rabbiner, berichteten authentisch und aus erster Hand von ihrer Religion und aus ihrem Leben. Wir besuchten auch eine Synagoge und eine Moschee in der Umgebung. Insbesondere für die  Kinder war das ein tolles Erlebnis. „Auf der Burg lernt man viel“ sagte ein 6-jähriger Teilnehmer am Ende einer Tagung. (Sabine Löbbert-Sudmann)

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Deutsch-Französische Begegnungen

Friedensarbeit ist ein Herzensanliegen des Quickborn seit seiner Gründung 1909. Ein Schwerpunkt lag auf der Versöhnung mit Frankreich. Der Quickborner Franz Stock gab hier vorbildhafte Anstöße zu einer „Zivilisation der Liebe“. Nach dem 2. Weltkrieg engagierten sich Quickborner bei Pax Christi und nahmen an den Internationalen Friedenswallfahrten nach Chartres teil.

Mit seinem Deutsch-Französischen Arbeitskreis unter Leitung von Eberhard Hirner in Zusammenarbeit mit La Résidence Sociale, Levallois-Peret (bei Paris) führte der Quickborn-Arbeitskreis dieses Wirken fort. Beginnend mit einem Seminar Europäische Kulturen begegnen sich – aufgezeigt am Beispiel Frankreichs und Deutschlands im September 1967 auf Burg Rothenfels, folgten regelmäßige Seminare und Familienfreizeiten. (Meinulf Barbers)

Ost-West-Kreis im Quickborn-Arbeitskreis

Zu DDR-Zeiten war dem Quickborn-Arbeitskreis der Kontakt mit den Freunden in Ostdeutschland besonders wichtig. Neben Briefkontakten und Paketaktionen in den Osten fanden im Frühjahr und im Herbst zur Zeit der Leipziger Messe Begegnungen in Leipzig statt, zunächst auch mit Hermann Hoffmann. Quickborner aus dem Westen wurden in den Familien dort herzlich aufgenommen. Man traf sich auf den von Benno Plum U und Franz Pfaff U im Bischof-Legge-Haus in Leipzig-Connewitz organisierten Veranstaltungen zu Eucharistiefeier, thematischer Arbeit, zum Singen und Tanzen.

Auch nach der Wiedervereinigung arbeitet der Kreis intensiv weiter. Seit 1990 findet das Frühlingstreffen am Laetare-Wochenende in der Mitte der Fastenzeit auf Burg Rothenfels statt. Das Herbstreffen findet seit einigen Jahren in Zwochau statt. Die Themen der von Inge Bogner geleiteten Frühlingstreffen greifen auch aktuelle Fragestellungen auf, wie bspw.
2015 – Das Konzil von Konstanz – Reformen in der Kirche (Prof. Dr. Joachim Köhler, Tübingen); 2016 – Friedens- und Sicherheitspolitik (Winfried Nachtwei (1994 - 2009 MdB)), Quickborn und Pax Christi (Prof. Dr. Friedhelm Boll) sowie Friedensbemühungen im Quickborn (mit Meinulf Barbers); 2017 – Wie klingt, was Du glaubst? (Judith Bomheuer Kuschel, eine interreligiöse Betrachtung über das musikalisch-theologische Trimum-Projekt. Christen, Juden und Muslime musizieren gemeinsam, eine Musik des Trialogs). (Meinulf Barbers)

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